Von der Arbeit…

 

Hallo zusammen,

hier bin ich mal wieder, hat leider etwas länger gedauert…!

Kann das sein, dass ich jetzt bereits seit neun Monaten meinen Freiwilligendienst mache, und euch noch nie richtig von meiner Arbeit erzählt habe? Das muss aber mal geändert werden!

Also: Meine Einsatzstelle ist das JATO Foyer Antonio, ein Heim, das sich mit der Resozialisierung junger Mädchen beschäftigt. Momentan befinden sich in Zanguera, dem Stadtteil Lomés, in dem das Projekt steht, 17 Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren. Diese kommen aus verschiedenen Gründen zu uns, meist durch Weitervermittlung von anderen sozialen Zentren. An dem Projekt finde ich vor allem gut, dass sich auf die akuten Probleme der togoischen Gesellschaft in Bezug auf Kinder fokussiert wird. Die Mädchen kommen aus schwierigen Lebenssituationen zu uns, beispielsweise kamen sie in Kontakt mit Prostitution, Kinderhandel und Missbrauch. Im Foyer wird innerhalb von ca. 2-3 Jahren versucht, ihnen ein geregeltes Leben zu ermöglichen, mit allen Regeln und Pflichten. Dazu gehört der regelmäßige Schulbesuch, die Hausarbeit, etc…, um danach ein strukturiertes Leben leben zu können.

Zudem gibt es wöchentliche Programmpunkte, in der bestimmte Themen angesprochen werden; dienstags die „Causerie educative“, in der es um ausgewählte Themen geht( die letzten Themen waren beispielsweise Zwangsheirat, Kinderrechte, Aufklärung), Freitags bei „La vie du groupe“ wird abends die vergangene Woche reflektiert mit allen Problemen, Anliegen…

Wenn ich nachmittags in der Arbeit ankomme, sind die großen Mädchen im Collège, das bedeutet, ich bin mit den jüngeren Mädchen zusammen. Meistens haben die Mädchen viel zu tun, da sie ihren kompletten Alltag alleine organisieren müssen, was nicht viel Freizeit bringt, leider. Wenn die Mädchen allerdings alles erledigt haben und noch etwas Zeit bleibt, bekommen sie bisschen Abwechslung von mir: beispielsweise durch Bändchen knüpfen, Spiele vor dem Haus, oder- wie zum Beispiel samstags- Sport machen. Generell übernehme ich aber auch manchmal Aufgaben, was die Schule angeht: Momentan habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dem einen Mädchen, welches ziemliche Probleme in Mathe hat, das kleine Einmaleins beizubringen- und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das hinbekommen! J

Allerdings muss ich auch ehrlicherweise sagen, dass die Arbeit mit den Mädchen oft anstrengend ist: Diese vielen verschiedenen, teilweise sehr schwierigen Charaktere, bei denen ich oft nicht weiß, wie ich umgehen soll, da ich keinerlei Ausbildung in diese Richtung habe. Dann habe ich nicht so viel zu tun. Und dazu kommt die Sprache. Zwar ist die offizielle Sprache im Haus Französisch, jedoch sprechen die Mädchen untereinander Ewé, was ich leider zum Großteil nicht verstehe. Dadurch bin ich schnell aus dem Geschehen raus, bekomme wichtige Diskussionen nicht mit. Das lässt mich immer wieder zweifeln, ob ich die richtige Person in dem Projekt bin, die mit einer komplett anderen Erziehung und Kultur aufgewachsen ist…? Aber wenn ich dann wieder erlebe, wieviel Freude die Mädchen daran haben, meine vorgeschlagenen Spiele auszuprobieren(letztens haben wir Mensch-ärgere-dich-nicht gebastelt), oder sie ganz interessiert meinen Geschichten aus Deutschland zuhören, dann ist das schon ein Zeichen für mich, dass ich das Projekt genau damit bereichern kann- mit manchmal einer anderen Sicht auf manche Dinge, die vielleicht- oder hoffentlich-auch zur Entwicklung der Mädchen beitragen können.

 

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einige meiner Mädchen und ich….

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